Wer schon immer mal Nuggets aus dem Labor probieren wollte, darf jetzt schon mal die Pfanne anwärmen. Wir hatten schon vor Jahren über Clean Meat, In-vitro Fleisch und den „Shit Burger“ berichtet. Einem US-Startup ist es nun zum ersten Mal gelungen, künstliches Hähnchenfleisch zu züchten.
Bei den Produkten, die unter dem Begriff „Clean Meat“ geführt werden, handelt es sich nicht um eine vegane Alternative, sondern um richtiges Fleisch. Es stammt alllerdings nicht von lebenden Tieren, sondern von Zellpopulation der entsprechenden Tierarten. Das Ziel ist die Fleischproduktion ganz ohne Blutvergießen und „clean“ wie in „Clean Energy“. Die Pioniere des Labor-Fleischs versprechen mit dieser Entwicklung mehr Nachhaltigkeit in Angesicht des stetig wachsenden Fleischbedarfs.
Clean Meat aus dem Labor
2013 wurde der Welt bereits ein künstliches Beef Patty vorgestellt. Jetzt meldet Memphis Meats, dass auch die Hähnchenliebhaber nicht hungrig zurückbleiben müssen. Die Produktion des künstlichen Hähnchens, welches voraussichtlich 2021 auf den Markt kommen soll, ist im Moment allerdings noch optimierungsbedürftig. Die Laborzüchtung ist derzeit zu teuer um den weltweit hohen Bedarf an Hähnchenfleisch zu bedienen.
Neben den Herstellungskosten stellt die Akzeptanz bei den potentiellen Käufern eine große Herausforderung dar. Nicht alle werden positiv reagieren, wenn sie erfahren, dass die Hähnchenbrust auf ihrem Teller in einem Labor hergestellt wurde. Der Prozess klingt zunächst einfach. Nach der Isolierung der Tier-Zellenbeginnt die Vermehrung im Labor. Nachdem Sauerstoff und Nährstoffe beigegeben wurden, kann das Fleisch in einem Bioreaktor anwachsen und ist in bis zu sechs Wochen ausgereift. Traut man den Versuchspersonen dürfte die künstliche Variante dem Fleisch eines geschlachteten Tiers geschmacklich sehr ähneln. Wir können also gespannt abwarten, was uns die Zukunft noch auf den Teller bringt.
Warum in-vitro Fleisch unsere Welt retten wird
Die Gründer von Memphis Meats haben sich unter dessen hohe Ziele gesetzt: Clean Meat soll die Lebensmittelindustrie revolutionieren. Mit künstlich hergestelltem Hühnerfleisch könnten enorme Kosten an Getreide, Wasser und für die Abfallentsorgung eingespart werden. Bis zu 90 Prozent weniger Land und Wasser werden benötigt sowie 90 Prozent weniger Treibhausgase freigesetzt. Diese werden vorallem bei der heutigen Massentierhaltung in Form von Methan Produziert. Es kann zudem als gesünder eingestuft werden, weil die Behandlung der Schlachttiere durch Antibiotika wegfällt. Auch eine mögliche Kontamination durch Krankheitserreger kann in einer sterilen Laborumgebung weitgehend ausgeschlossen werden. Nicht zuletzt punktet in-vitro Fleisch in Sachen Tierschutz und stellt insgesamt eine viel effizientere Art dar, gezielt an verwertbares Material zu kommen. Im Gegensatz zum lebendigen Tier gibt es keine Schlachtabfälle.
All das macht künstliches Fleisch aus meiner Sicht zukunftsfähig. Die Vorteile sind offensichtlich, auch wenn die Akzeptanz durch Verbraucher etwas Zeit brauchen mag. Ein synthetisches Hähnchen klingt zunächst vielleicht skuril. Indessen wächst weltweit die Nachfrage für Fleisch in einem Ausmaß, das langfristig schwere Konsequenzen für die Umwelt unseres Planeten hat. Viele Menschen haben bereits jetzt ihre Nahrungsgewohnheiten drastisch geändert und verzichten komplett auf Fleisch.
Wer hätte gedacht, dass sich Louis de Funes noch mal als Visionär herausstellt. Komödie „Brust oder Keule“ war er an der Realität von heute auf jeden fall schon sehr nahe dran!
Aber was ist Eure Meinung? Würdet Ihr künstlich hergestelltes Fleisch essen? Schreibt es in de Kommentare.